Bericht des Vorstandes Jagdjahr 2013/14
Das Jagdjahr war verbandspolitisch von der Erwartung eines neuen Jagdgesetzes bestimmt. Wenn man sich erinnert: die neue Landesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag deutliche Worte gefunden, man sprach von einem notwendigen Paradigmenwechsel. Unsere Kreisjägerschaft hatte daraufhin alle gewählten Landtagsabgeordneten der Region über die Leistungen der Jäger für den Rhein-Sieg-Kreis informiert und weitgehend Zustimmung gefunden. Der LJV startete dann mit Minister Remmel einen „von Vertrauen geprägten“ Dialog, was in den Sitzungen des Landespräsidiums, an denen wir teilgenommen haben, auch positiv bestätigt werden konnte. Unbedachte Äußerungen aus dem Ministerium gegen die Jagd haben diesen Dialog allerdings nun empfindlich gestört, weshalb wir mit Sorge den Entwurf des neuen Gesetzes erwarten.
Schon bei der kleinen Gesetzesänderung sind entscheidende Veränderungen in der Frage der Verwendung der Jagdabgabemittel eingetreten, denn längst nicht alle bisherigen Wünsche des LJV konnten dort Eingang finden; infolge muss unser Landesverband die Finanzierung einiger Projekte neu überdenken.
Auch die Änderung des Bundesjagdgesetzes hat die Position der Jagdgenossenschaften und letztlich auch der Jägerschaft verschlechtert. Unter zwar sehr einschränkend formulierten Vorgaben können nun Grundeigentümer ihre Flächen aus der Bejagung herausnehmen. Sehr gespannt darf man sein, wie bei größerem Umfang dann die Fragen der Wildschadensabgeltung gerecht abgewickelt werden.
In vier Veranstaltungen zum Thema Wald und Wild haben wir gemeinsam mit dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft eines der relevanten Themen der Jagdgesetznovelle angeschnitten. In sehr gut vorbereiteten Vorträgen und der notwendigen Begehung im Wald konnten die Zusammenhänge zwischen Schalenwildbeständen, Schutzmaßnahmen der Waldbesitzer, Jagdmethoden und Verbiss aufgezeigt werden. Die Teilnehmer lernten auch zwischen Hasen-und Rehwildverbiss zu unterscheiden, was über Zahlen oder Nichtzahlen bei Schäden entscheidet – unverständlich daher, dass die Seminarplätze nicht voll ausgeschöpft wurden. Die Diskussion machte im Übrigen deutlich, dass Jäger und Grundbesitzer sich öfter miteinander austauschen sollten, um Themen gemeinsam zu lösen. Die einen verfügen über das Jagdrecht, wir Jäger nur über dessen Ausübung, wer könnte abgesehen vom bestehenden Jagdgesetz besser alle Probleme eines Revieres lösen als diese beiden.
Eine gute Resonanz in der Bevölkerung und in der Presse hat unser Rotwildtag in der Meysfabrik Hennef gefunden. Von der Bläsergruppe des Hegeringes Hennef perfekt umrahmt wurden in drei Vorträgen die kleinen, aber wertvollen Vorkommen des Rotwildes im Kreisgebiet vorgestellt. Trophäen der vergangenen Jahrzehnte und bestechende Bilder aus der Nutscheid bestärken den Willen unserer Jägerschaft, trotz zunehmenden Druckes auf unsere Landschaft dem Wild Raum zu sichern. Wir gehen deshalb auch davon aus, dass durch das Naturschutzprojekt Chance 7 die Wandermöglichkeiten des Rotwildes zwischen Leuscheid und Siebengebirge gefördert werden. Gemeinsam mit Waldbesitzern konnten die im Aufstellungsprozess beteiligten Jäger und Jägerinnen daran mitwirken, dass die Lebensbedingungen vieler Wildarten verbessert werden und die Revierinhaber bei verschiedenen Gestaltungsmaßnahmen auf die Unterstützung des Kreises setzen können. Rotwild, Wildkatze, Rebhuhn und Feldhase sind bei dem Leitbild und den Entwicklungszielen des Projektes besonders erwähnt. Allen Beteiligten aus den betroffenen Hegeringen sei an dieser Stelle für ihre Mitarbeit gedankt.
Unsere größte Sorge gilt allerdings dem Niederwild. Seit einigen Jahren versucht der Vorstand, durch verschiedene Veranstaltungen das Thema zu erörtern. Im Landschaftsbeirat ist in dieser Hinsicht nicht nur auf die sich verschlechternden Lebensbedingungen hingewiesen worden, sondern wir haben auch insbesondere gemeinsam mit anderen Verbänden auf die immer weiter zunehmende Beunruhigung durch Mensch, Hund und Fahrzeuge hingewiesen. Wir sind der Überzeugung, dass auf Dauer nur die Einrichtung von Ruhezonen helfen kann, die Politik hingegen sieht ihr Heil in mehr Tourismus und freizügigem Aufenthalt in der Natur. Die Mahnungen von Jägern und Naturschützern werden zwar erhört, aber man folgt ihnen mit keinerlei Nachdruck. Wir sehen daher in einem von uns gemeinsam mit der Kreisbauernschaft geplanten Treffen aller Akteure auf Kreisebene eine gute Möglichkeit, die Politik und Landbewirtschafter für den Schutz des Niederwildes zu gewinnen. Dazu gehört auch die Diskussion um Prädatoren. Die jetzige Gesetzeslage erlaubt weiterhin die Jagd auf Rabenkrähe und Elster; viele Stellungnahmen aus der Bevölkerung ermuntern unser Tun. Zum zweiten Mal hatten wir Wesley Henn zu Besuch, der die Rabenkrähenjagd erläuterte. Es liegt nun in den Händen der Revierinhaber, diesen Ball aufzunehmen. Im Raum Niederkassel haben sich richtungsweisend drei Reviere zusammengefunden, die zur Gestaltung der Rebhuhn- und Fasanenhege eine Zusammenarbeit planen, welche durch die Forschungsstelle für Jagdkunde Unterstützung findet. Die Kreisjägerschaft ist durch ihren Obmann für Naturschutz in diesem Projekt tätig.
Der Verlust des Rottweil-Schießstandes ist nicht ganz ohne Auswirkung geblieben. Während wir das Einschießen der Büchsen dankenswerterweise auf dem Stand Hubertus in Siegburg durchführen können, verteilen sich Kreismeisterschaft und Flintenschießen auf verschiedene Stände im Umfeld. Die Jungjägerausbildung an der Waffe findet mittlerweile auf dem Stand in Elgert statt. Für uns haben sich also die Anfahrten gewaltig vergrößert, aber die Jägerschaft hat dies nicht davon abgebracht, die eigene Schießleistung zu verbessern.
Zum Schluss ein Wort zur Jungjägerausbildung: wir verfügen über ein hoch engagiertes Ausbildungsteam, weshalb alle aufgefordert sind, für eine Ausbildung unter unserer Regie zu werben. Es mag sein, dass manche Jagdschule den schnellen Erfolg verspricht. Wir sind aber an einer gründlichen Ausbildung interessiert, die weidgerechtes Jagen vorbereitet und nicht den Wochenendturbojäger im Sinn hat. Mit einer Kampagne im Sommer wollen wir damit auch an die Öffentlichkeit treten und für unsere Sache werben.
Der Vorstand : Dr. Norbert Möhlenbruch, Elisabeth Trimborn, Philipp Spoth, Georg Hogen, Andrea Fischer